Muss Völkerball aus dem Unterricht verbannt werden?
Jeder kennt das Gefühl, wenn ein Ball einen brennenden Schmerz auf dem Oberschenkel hinterlässt. Bei Völkerball gehört dieses Gefühl dazu. Geht es nach kanadischen Wissenschaftlern, soll das Spiel, welches schon seit Jahrzehnten im Sportunterricht auf dem Stundenplan steht, so bald als möglich gestrichen werden. Eine Studie zeigt, dass Völkerball den Kindern lehre, ihre Mitschüler zu «entmenschlichen» und ihnen zu schaden.
Vor dem Beginn eines Völkerball-Spiels werden zwei Mannschaften gebildet, die jeweils von der einen Hälfte des Spielfelds versuchen, mit einem Ball die Spieler des gegnerischen Teams in der anderen Hälfte «abzuschiessen». Ist ein Gegner getroffen, scheidet er aus. Hat ein Team keine Spieler mehr, hat es verloren.
Kinder erwähnen Spiel negativ
Eine Spielidee, die offenbar vielen Kindern gar nicht gefällt. Ursprünglich untersuchten die kanadischen Wissenschaftler den Sportunterricht ihres Landes und befragten dafür 12- bis 15-jährige Kinder und Jugendliche. Dabei wurde das Spiel Völkerball immer wieder negativ erwähnt. Besonders schlecht kommt die verschärfte Variante aus Nordamerika an, das sogenannte Dodgeball, bei dem mit mehreren Bällen gespielt wird.
«Es ist okay, andere zu verletzen»
Stärkere Schüler würden das Spiel dazu nutzen, um schwächere Klassenkameraden zu erniedrigen, erklärt Joy Butler, eine der Autorinnen der Studie. «Die Botschaft des Spiels ist, dass es okay ist, andere zu verletzen.» Ihrer Meinung nach sollte «Sportunterricht ein Ort sein, an dem Lehrer den Schülern dabei helfen, ihre Aggressionen zu kontrollieren, anstatt sie auszuleben».
Schwächere Schüler berücksichtigen
Die Forscher fordern in ihrer Studie, die im Fachjournal «European Physical Education Review» veröffentlicht wurde, dass die Lehrer mehr über die Spiele im Sportunterricht nachdenken und dabei auch die schwächeren und stilleren Schüler berücksichtigen.